Tipps für Jakobsweg Einsteiger

Camino Frances. Spanien
Camino Frances, Spanien.

 

DAS JAKOBSWEG PHÄNOMEN

Der Jakobsweg unterscheidet sich wesentlich von einer gewöhnlichen Wanderung. Der Unterschied liegt vor allem in Länge und Dauer, die beiden eine gewöhnliche Wanderung deutlich überschreiten.

Was macht den Jakobsweg aus?

  • Eine sportlich-körperliche Herausforderung durch natürliche Dauerbelastung,

  • Prägende Eindrucke von wechselnden Landschaften, Natur und Kulturartefakten,

  • Inspirierende Begegnungen mit interessanten, kontaktfreudigen Menschen verschiedener Kulturen und Nationalitäten,

  • Eine spirituelle Erfahrung ganz individueller Art,

  • Eine mentaler Reset durch den mit der Wanderung verbundenen Perspektivwechsel,

  • Eine Prüfung der eigenen körperlichen und mentalen Grenzen.

  • Seit 30 Jahren eine kontinuierlich dynamische Pilgerzahl Entwicklung von weniger als 8000 auf über 400 000 jährlich registrierte Pilger in Santiago (siehe Statistik)

  • Gute Infrastruktur und ein dichtes Herbergen Netz mit sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis

  • Die Erkenntnis wie wenig materielle Dinge braucht man um wirklich glücklich zu sein. Es reicht vollkommen der Inhalt eines Rucksack.

Camino Portugues, Portugal.
Camino Portugues, Portugal.

 

STRECKENWAHL

Die Wahl der Strecke ist abhängig von vielen Faktoren, wie z.B. Erfahrung, Zeitrahmen, Interessen, Motivation oder Fitness. 

 Wichtigste Jakobswege im Vergleich

Jakobsweg / Startort 

Länge 

(km)

Haupteigenschaft 

Schwierigkeitsgrad 

(1-leicht, 10-schwer) 

Bemerkung 

Camino Frances

(von St Jean Pied de Port)

780

Klassisch, spirituell, international, meinst frequentiert (Anteil 60%), beste Infrastruktur und dichtes Herbergennetz. Bestens geeignet für Einsteiger die ca. 5 Wochen Zeit haben

4

Gut geeignet für Einsteiger und Pilger die nicht alleine gehen wollen. Im Sommer oft mehrere hundert Pilger pro Etappe

Camino del Norte

(von Irun)

835

An malerischen, einsamen Biscaya Stränden und Cordillera Cantabrica entlang. Auch im Hochsommer angenehme Temperaturen. Relativ wenige und eher sehr einfache Herbergen. Durchgehend bergig.

6

Gut geeignet für Küsten-Landschaften und maritimes Klima Genießer. Bestens geeignet für Hochsommer

Camino Portugues da Costa

(von Porto)

240

Portugiesischer Teil an Sandstränden mit Kilometer langen Holzstegen und netten Strandbars.

3

Empfehlung: möglich Konsequent an der Küste bleiben. Landstrecke bis Tui weniger attraktiv.

Via de la Plata

(von Sevilla)

1040

Lange Strecke auf dem alten Römerweg mit relativ langen Etappen durch sehr schöne, exotische und dünnbesiedelte Naturlandschaften Andalusiens und der Extremadura. Wenig Pilger (Anteil ca 4%). Beeindruckende Artefakten von römischer Kultur entlang der ganze Strecke.

7

Geeignet eher für erfahrene Pilger die kein Problem mit allein gehen haben. Manche Herbergen sind zeitweise im Winter außer Betrieb und sind ohne Heizung. Beste Zeit: September-Oktober

Camino Ingles

 (von Ferrol)

120

Sehr kurze aber doch relativ abwechslungsreiche Strecke mit Küsten und Berglandschaften. Wird auch mit der Compostela belohnt.

1

Gut geeignet für Einsteiger oder Kurzzeitpilger die nur 1 Woche Zeit haben. Beispielplanung: Camino in 1 Woche

Camino Primitivo

(von Oviedo)

320

Relativ kurze Strecke, aber mit sehr bergigen Etappen und sehr schönen Berglandschaften. Spirituell und ursprünglich. Überwiegend gute Herbergen. Gesamtanteil ca. 5%:

6

Gut geeignet für Bergwanderer und sportlicher Pilger.

Von Zuhause 

(Süddeutschland)

 über die Schweiz, Frankreich und Spanien

nach Santiago,

Finisterre

und Muxia

über

 2500

Extrem lang, über 2500 km/100 Tagen. In Deutschland kaum Herbergen und nur sehr teure Übernachtungen ohne pilgergerechte Infrastruktur. Ab Schweiz sehr schöne Herbergen und zauberhafte, alpine Landschaften. In Frankreich erst ab Le-Puy sehr gute Infrastruktur mit regionalen kulinarischen und kulturellen Attraktionen. In Spanien vorbildliche Infrastruktur. Insgesamt extrem anspruchsvoll aber auch extrem schön und beeindruckend. Bietet die beste Gelegenheit sich selbe wirklich kennenzulernen.

10

Geeignet für sehr erfahrene und geduldige Pilger die ca. 100 Tage Zeit haben und Lust auf über 3 Monate auf anderen Planeten zu leben, ohne Nachrichten und Schlagzeilen, sowie die erste 1000 km (bis Le-Puy) ganz allein unterwegs zu sein. Nicht zu knapp Zeitplanen, am besten OpenEnd. Grundfranzösisch sehr hilfreich. Mentaler Ausdauer und Motivation ist wichtiger als körperlicher Fitness.

Via Jacobi

(Schweiz, von Konstanz bis Genf)

640

Historischer Pilgerweg Konstanz-Genf. Sehr schöne alpine Landschaften entlang der großen Seen und überraschend nicht extrem bergige Etappen.

Sehr gute Pilgerinfrastruktur incl. dichtes Netz von sauberen, kostenlosen Toiletten entlang der Strecke. Dichtes Netz von guten Herbergen (je ca 25 km). Ab Fribourg konsequent französischsprachig. Relativ wenig Pilger. Gute Wege Kennzeichnung aber etwas gewöhnungsbedürftig.

4

Sehr schöne, alpine Landschaften. Schöne Herbergen (25-30 CHF). Sehr teurere Restaurants, aber sehr viele Bauernmärkte mit hochqualitativen und auch für Pilger bezahlbaren Lebensmitteln. Preiswerte Discounter nur in Großstädten. Insgesamt außergewöhnlich pilgerfreundliche Atmosphäre.

Via Podiensis

 (Frankreich, von Le Puy bis St Jean)

710

Schöne, abwechslungsreiche Landschaften. Die Wege sehr gut gekennzeichnet. Dichter Herbergsnetz. Die Herbergen sind meistens reservierbar mit dem Abendessen und Frühstück. Zahlreiche kulturelle Attraktionen und regionale kulinarische Spezialitäten.

5

Auch für unerfahrene Pilger geeignet, doch möglichst mit Grundfranzösisch. Schlechter Mobilfunknetz und Internetzugang.

 

 

TERMINWAHL

Für den Camino Frances und Camino del Norte zu empfehlen sind die Monate Mai, Juni, Juli und September, Oktober. Nicht zu empfehlen ist  der August, da gerade im August  große Jugendgruppen unterwegs sind und man oft mit Engpässen in Herbergen rechnen muss. In den Wintermonaten regnet es häufig bei niedrigen Temperaturen. Viele Herbergen und Hotels haben überhaupt keine Heizung.

 

NOTWENDIGE AUSRÜSTUNG

Siehe Packliste.

 

SCHUHE

Größtes Problem für Pilger sind Fußblasen. Die Hauptursache für Blasen sind meistens nicht geeignete Schuhe. Für den Camino Frances, Camino del Norte, Camino Portugues oder Via de la Plata in Sommermonaten besser geeignet sind gut gedämpfte, Marken Trail-Laufschuhe oder Walkingschuhe, als klassische Leder-Wanderstiefel. Auf diese Strecken überwiegen befestigte Wege und es gibt kaum schwere Berggelände. Die Belastungen auf dem Jakobsweg sind auch anders als auf einer 3-5 Tage-Bergwanderung. Problem ist die Dauerfußbelastung über mehrere Wochen ohne Erholungsphasen, sowie Fußfeuchtigkeit in Verbindung mit abrasivem Feinstaub und zusätzliche Gesamtbelastung vom Rucksack.

Die Schuhe sollen außerdem um einen Nummer größer sein als die Straßenschuhe

 

RUCKSACK

Mehr als 12 kg sollte der Rucksack mit dem Inhalt nicht wiegen. Gängige Volumen sind 40-60 Liter. Die Hauptlast wird mit dem Beckengurt getragen (bis 80%). Deswegen beim Rucksack sehr wichtig ist ein gut ausgebautes, steifes Beckengurt System. Sehr wichtig ist auch die passende Regenhülle, am besten integriert. Nicht alle Rucksäcke sind für Jakobsweg geeignet. Beim Packen gilt das Prinzip: schwere Sachen (z.B. Wasser) so nah wie möglich am Rücken und nach oben.

 

TRINKEN

Die Gefahr für Dehydrierung auf dem Jakobsweg ist relativ groß. Regelmäßiges Trinken während dem Laufen ist sehr wichtig. Am besten geeignet sind im Rucksack getragene Trinkblasen mit Schlauch (ca. 2L). Das schwere Wasser ist optimal im Rucksack verstaut, von Sonne geschützt und jede Zeit ohne anzuhalten verfügbar.

 

ORIENTIERUNG

Die Wege in Spanien sind generell sehr gut, mit dem gelbem Pfeil, oder Jakobsmuschel gekennzeichnet. Um auf dem Weg zu bleiben, ist ein Kartenmaterial oder GPS-Navi nicht notwendig. Doch in Notfällen oder z.B. bei der Suche nach Unterkünften, oft sehr nützlich kann ein Handy sein, mit dem Zugriff auf Google Maps , und andere nützliche Apps, oder Webseiten wie z.B. www.gronze.com. Eine Prepaid Telefonkarte mit EU-Internet Paket mit 150 MB (z.B. für 4,99 pro 7 Tage) ist schon ausreichend.

 

KOPFBEDECKUNG

Die Kopfbedeckung gehört zum wichtigsten Equipment. Am besten geeignet ist ein luftiger, waschbarer Hut. Der Pilgerhut ist nicht um sonst ein Symbol vom Pilgern geworden. Ein schicker Leder- oder Filzhut ist für die Sommermonate in Spanien nicht geeignet.

 

REGENSCHUTZ

Der typischer Regen in Nordspanien dauert oft nur ein paar Minuten und wechselt mit der Sonne ab, oft den ganzen Tag. Aus diesem Grund besteht die sinnvollste Regenausstattung aus einer leichten, atmungsaktiven Regenjacke, am besten Gore-Tex und einem leichten, faltbaren Regenschirm, wenn man nicht unbedingt dauerhaft mit zwei Wanderstöcke laufen will. Absolut notwendig ist auch eine Regenhülle für den Rucksack. 

 

UNTERWÄSCHE

Man braucht mindestens 3 Paar schnelltrocknende Funktionsunterwäsche. Angenehme Baumwollunterwäsche ist nicht geeignet, da diese in sehr feuchtem Meeresklima von Nordspanien, besonders Galicien, bis zum nächsten Tag nicht trocknet. Das gleiche gilt für das Handtuch. Deswegen ist ein Microfaser-Funktionshandtuch besser als ein Baumwoll-Handtuch. Da hilft auch oft nicht mal aufgehängte Wäsche auf dem Rucksack zu tragen.

 

WANDERSTÖCKE

Zwei Wanderstöcke im Nordic Walking Style auf dem ganzen Jakobsweg zu verwenden ist wenig sinnvoll, besonders auf längeren und flachen Etappen. Zwei Stöcke belasten zusätzlich und hindern beim Trinken, Fotografieren, oder bei der Benutzung von Regenschirm, Handy bzw. Karte während dem Gehen.

Dagegen ist ein Wanderstock (am besten faltbarer), besonders sinnvoll beim Absteigen im bergigen Gelände.

 

PILGERAUSWEIS

Bedingung zum Übernachten in Pilgerherbergen ist ein Pilgerausweis. Bei Vorlage des täglich abgestempelten Pilgerausweis am Ende des Jakobswegs in Santiago, bekommt man eine Pilgerurkunde (La Compostela). Die Stempel bekommt man in allen Unterkünften, Touristikformationen, Cafeterias und kirchlichen Einrichtungen. Den Pilgerausweis bekommt man per Post, am Besten durch Internetbestellung bei Pilgerorganisationen wie z.B. www.jakobus-gesellschaften.de , inklusive der wichtigsten Informationen und aktuelle Herbergsliste auf geplantem Weg.

 

UNTERKÜNFTE

Für mich unzertrennlich zum Jakobsweg gehören die Pilgerherbergen. Das macht unter anderen den wesentlichen Unterschied zum allgemeinem Rucksacktourismus aus. Durch Übernachtungen in Hotels oder Pensionen verliert man den sozialen Kontakt zu anderen Pilgern, sowie die tägliche Gelegenheit zum gemeinsamen Essen, Kochen oder ein Glas Wein trinken, was ein wesentlicher Teil vom Jakobsweg ist. Die meisten Herbergen in Spanien und Portugal bieten eine ordentliche und zweckmäßige Unterkunft, meistens Stockbetten mit Einwegbettbezug, Duschen mit Warmwasser, Waschgelegenheit, Wäscheleine, meistens eine Kochgelegenheit, oft auch Waschmaschinen und Trockner. Das alles für 6-7 Euro oder eine freiwillige Spende. Wenn man das Preisleistungsverhältnis z.B. mit Camping Einrichtungen vergleicht, zeigt sich, dass ohne kräftige Subventionen von kirchlichen oder kommunalen Organisationen das nicht möglich wäre. Außerdem bieten die Hotels und Gaststätten in der Regel keine Gelegenheit zum Wäsche waschen und trocknen. Oft ist das sogar ausdrücklich untersagt. 

 

VERPFLEGUNG 

Verpflegung auf dem Jakobswegen in Spanien ist absolut unproblematisch und generell preiswert. In der nähe von Herbergen gibt es immer Einkaufsgelegenheit (Supermercado) und/oder Restaurants und Bars wo man schon ab 2 Euro frühstücken kann, oder für 10 Euro Pilgermenü essen kann. Pilgermenü besteht aus dem ersten und zweiten Gang, Nachtisch, dazu Flasche Wein, Bier oder Mineralwasser. Die meisten Herbergen in Spanien verfügen über kleine Küche, mit notwendigstem Geschirr, sodass man alternativ auch dort Abendessen oder Frühstück zubereiten kann.   

 

SICHERHEIT

Generell ist der Jakobsweg nicht gefährlicher als jede andere individuelle Reise. Im Gegenteil, in der Umgebung von Pilgern ist die Sicherheit auf dem Jakobsweg deutlich höher als allgemein in touristischer Umgebung. Auf meinen bisherigen 14 Jakobswegen und über 7000 km, wurde mir kein einziger Vorfall bekannt. Was manchmal vorkommt, ist die Verwechselung von ähnlichen Kleidungsteilen oder Handtüchern beim Wäschetrocknen. Deswegen ist eine deutliche Kennzeichnung z.B. vom Funktionshandtuch zu empfehlen, gerade wenn es in einer gängigen grau-blauen Farbe ist. Allgemein ist es überhaupt kein Problem alleine auf dem Jakobsweg zu gehen, auch für Frauen. Die meisten „Long Distance“ Pilger starten solo. Doch jeden Tag lernt man weitere Pilger kennen und am Ende in Santiago hat man schnell 100 Freunde und Bekannte, besonders wenn man in Herbergen übernachtet. Der große Vorteil des Solo-Gehens ist die Möglichkeit ein eigenes, Tagesform abhängiges Tempo zu halten und eigenen individuellen Etappenverlauf zu gestallten. Wenn man gemeinsames Gehen mag, findet man auch schnell Anschluss zu Pilgern, die in ähnlichem Tempo gehen und man geht immer wieder einzelne Etappen gemeinsam. Außerdem in der Hauptsaison, wenn man zu „Rush Hour“ zwischen 7 und 8 Uhr von Herberge startet, hat man fast durchgehend Sichtkontakt mit anderen Pilgern, besonders auf populärsten Routen wie Camino Frances oder Portugues. Wenn man eher allein gehen will, soll man nach 8 Uhr starten.

 

SPRACHE

Deutsch und Englisch sind in Nordspanien weit nicht so verbreitet wie in Südspanien. Viele Menschen, auch junge, sprechen nur Spanisch, evtl. noch Italienisch. Deswegen können Grundkenntnisse Spanisch sehr nützlich sein. Es hilft schon weitgehend ein Grundwortschatz mit sogar ca. 150 Wörtern, wie z.B. enthalten im Mini Pilgerwörterbuch.

 

WETTER / KLIMA

Entlang der Nordküste Spanien herrscht sehr feuchtes Meeresklima, mit einer kühlen, atlantischen Brise und häufigen Regenschauern, besonders in Galicien. Es ist ein ganz anderes Klima wie in Südspanien an der Mittelmeerküste. Sogar in Hochsommer herrschen hier für Wanderungen sehr angenehme Temperaturen um 20-22 Grad. Abends und nachts kühlt es oft auf 10 oder sogar 5 Grad ab. Wintermonate sind wenig geeignet für eine Wanderung auf dem Camino del Norte. Es ist kühl, feucht und regnerisch. Außerdem sind in den Wintermonaten viele Herbergen geschlossen. 

                                                                                                                                                       
FITNESS 

Ein spezielles Training als Vorbereitung für Jakobsweg ist nicht notwendig und wenig sinnvoll. Viel wichtiger ist, dass die ersten Etappen nicht zu lang sind und nicht mit zu hohem Tempo absolviert werden. Für die allgemeine Fitness ist es völlig ausreichend 3-4 Wochen lang vor dem Start, jeden Tag mindestens eine Stunde (ca.5 km) zu gehen, am besten mit den Schuhen die man auf dem Jakobsweg benutzen wird. Ob man das Ziel erreicht, entscheidet nicht die körperliche Fitness, sondern die Motivation und die mentale Ausdauer. Unter jungen, sportlichen Männern gibt es tatsächlich mehr Abbrecher, als unter älteren und wenig sportlichen Frauen.

 

ETAPPENPLANUNG                                                                                                                                                                    

Die gewöhnliche Etappenlänge auf dem Jakobsweg beträgt 20 bis 30 km. So sind auch meistens die Herbergen verteilt. Eine Strecke um die 25 km an einem Tag, mit individuellem Tempo und in einfachem Gelände kann jeder, einigermaßen gesunde Erwachsene bewältigen. Auch drei Tage hintereinander sind meistens kein Problem. Doch auf dem Jakobsweg sind 20 oder sogar 100 Tage zu laufen. Das macht den entscheidenden Unterschied. Meistens kommt nach 7 bis 10 Tagen die erste Krise, die von der außergewöhnlichen Dauerbelastung verursacht ist, aber auch von Gedanken, dass man noch z.B. 90 Tage laufen muss, was absolut unerreichbar erscheint. Dieser psychologische Hintergrund kann körperliche Beschwerden noch zusätzlich verstärken. Es ist sehr hilfreich, nicht an die 90 Tage zu denken, stattdessen sich immer auf die aktuelle Etappe zu konzentrieren und höchstens nur an den nächsten Tag und die nächste Etappe zu denken. Die mentale Stärke und Motivation entscheidet meistens letztendlich, ob man doch noch ans Ziel ankommt. 

 

KOSTEN

Im Schnitt reichen 20 bis 30 Euro/Tag bei einigermaßen kostenbewusstem Verhalten absolut aus. Voraussetzung ist die Übernachtung in Pilgerherbergen (6-7 Euro oder freiwillige Spende) und das Nutzen von Pilgermenüs (unter 10 Euro für 3-Gänge, inklusive Flasche Wein). Man soll nicht vergessen, dass der Jakobsweg kein Luxus Urlaub ist und Übernachtungen in Hotels für richtige Pilger eher ein No-Go sind.

 

ANKUNFT

Manche Pilger fahren nach der Ankunft in Santiago am nächsten Tag, oder sogar noch am gleichen Tag zurück nach Hause. Um den Jakobsweg Effekt zu verstärken bleiben Sie lieber 2-3 Tage in Santiago, Finisterre oder Muxia und genießen Sie die Ankunft am Ziel, treffen Sie Freunde, die Sie unterwegs kennengelernt haben, besuchen Sie die Kathedrale, lassen Sie sich von der guten spanischen Gastronomie verwöhnen und kehren Sie nur ganz langsam in die Zivilisation zurück. Das verstärkt nachhaltig den Jakobsweg Effekt.

 

Buen Camino!

 


DER JAKOBSWEG FÜR EINSTEIGER

Die nächsten Vorträge im Sommersemester 2025 an der VHS des Landkreises Ansbach:

 

- Am 19.03.2025  (Mi) in Dinkelsbühl  19:00-21:00 Uhr

Info und Anmeldung: VHS Dinkelsbühl 


Camino Frances, Spanien
Camino Frances, Spanien
Via de la Plata, Spanien
Via de la Plata, Spanien
Camino del Norte, Spanien
Camino del Norte, Spanien
Via Jacobi, Schweiz
Via Jacobi, Schweiz
Via Jacobi, Schweiz
Via Jacobi, Schweiz
Camino Primitivo
Camino Primitivo
Via Jacobi, Schweiz.
Via Jacobi, Schweiz.
Camino del Norte, Spanien.
Camino del Norte, Spanien.

Camino del Norte, Spanien
Camino del Norte, Spanien
Via de la Plata, Spanien.
Via de la Plata, Spanien.
Camino del Norte, Ribadeo, Spanien
Camino del Norte, Spanien
Via Podiensis, Frankreich
Via Podiensis, Frankreich
Camino del Norte, Spanien
Camino del Norte, Spanien
Camino del Norte, Spanien
Camino del Norte, Spanien
Georg Bilecki. Camino Finisterre.
Camino Finisterre, Spanien.
Camino Finisterre. Spanien
Camino Finisterre, Spanien
Muxia. Costa da Morte. Spanien.
Muxia, Spanien
Muxia. Costa da Morte. Spanien.
Muxia, Spanien
Meine Jakobswege 2011-2019
Meine Jakobswege 2011-2019
Feuchtwangen(D)-->Santiago(E), über 2500 km in 100 Tagen durch Deutschland, Schweiz, Frankreich, Spanien
Feuchtwangen(D)-->Santiago(E), über 2500 km in 100 Tagen durch Deutschland, Schweiz, Frankreich, Spanien

 

20 falsche Vorstellungen von Pilgern 

 

20 #PILGRIMAGE LEGENDS über den Jakobsweg

 

 

 

1. Die meisten Pilger sind ältere Menschen und Rentner.

Laut Statistik stellen Pilger im Alter von 60+ einen Anteil von nur 23%.

Die Mehrheit (55%) der Pilger sind tatsächlich zwischen 30 bis 60 Jahre alt.

 

2. Die Pilger sind überwiegend streng religiöse Katholiken.

Laut Angaben des Pilgerbüros in Santiago, gehen nur 39% der Pilger aus rein religiösen Gründen.

 

3. Unter den Pilgern sind viele Priester und kirchliche Mitarbeiter.

Priester stellen an der Gesamtheit der Pilgernden lediglich einen Anteil von 0,5%, Kirchenangestellte 0,4%.

 

4. Winter und Frühling sind die beste Jahreszeiten für eine Pilgerwanderung in Spanien.

Winter und Frühling sind am wenigsten geeignet. Es ist kalt und sehr regnerisch. Viele Herbergen und Hotels haben keine Heizung.

 

5. Für den Jakobsweg muss man topfit oder trainiert sein.

Für eine gewöhnliche Etappenlängen von 20-25 km reicht durchschnittliche Fitness absolut aus.

 

6. Gehen in der Gruppe ist besser als allein.

In der Gruppe ist es meistens nicht möglich im eigenen Tempo über mehrere Etappen zu gehen. Man wird entweder gehetzt oder gebremst. Auch Pausen und Etappenlängen sind nur schwer anzupassen.

 

7. Für den Jakobsweg am besten geeignet sind knöchelhohe Bergstiefel aus Leder.

Für die Jakobswege in Spanien sind tatsächlich leichte und atmungsaktive Wanderschuhe, bzw. Laufschuhe am Besten geeignet. Bergstiefel sind für Bergtouren und führen bei langem Laufen über längere Distanzen durch feuchtes Fußklima oftmals zu Blasenbildung, bzw. Wunden Füßen.

 

8. Ein Poncho und eine wasserdichte Hose sind der beste Regenschutz auf dem Jakobsweg in Spanien.

Ein typischer Regen in Nordspanien dauert oft nur ein paar Minuten und wechselt mit der Sonne ab, oft den ganzen Tag. Aus diesem Grund besteht die sinnvollste Regenausstattung aus einer leichten, atmungsaktiven Regenjacke, am besten Gore-Tex und einem leichten, faltbarem Regenschirm. Absolut notwendig ist auch eine Regenhülle für den Rucksack. 

 

9. Baumwollunterwäsche und Kleidung ist gut für den Jakobsweg geeignet.

Angenehme Baumwollunterwäsche ist nicht geeignet, da diese im sehr feuchten Meeresklima von Nordspanien, besonders Galizien, bis zum nächsten Tag nicht trocknet. Das gleiche gilt für das Handtuch. Deswegen ist ein Microfaser-Funktionshandtuch besser als ein Baumwoll-Handtuch. Da hilft auch oft nicht mal aufgehängte Wäsche auf dem Rucksack zu tragen.

 

10. Blasenpflaster sind am besten geeignet um Fußblasen auf dem Jakobsweg zu behandeln.

Für extreme Belastungen und Intervalle auf dem Jakobsweg sind Blasenpflaster eher nicht geeignet.

 

11. Detailliertes Kartenmaterial ist notwendig für ein sicheres Wegfinden.

Die Jakobswege in Spanien und Frankreich sind durchgehend gut markiert und Kartenmaterial ist überflüssig. Ein Smartphone mit GoogleMap kann darüber hinaus gute Dienste leisten z.B. bei Herbergen oder Hotel suchen.

 

12. Reservierung von allen Übernachtungen ist notwendig.

Wenn man nicht gerade im August unterwegs ist, ist Reservierung nicht notwendig.

In kommunalen Herbergen in Spanien sind Reservierungen grundsätzlich nicht möglich.

 

13. Übernachten im mitgetragenem Zelt ist für den Jakobsweg gut geeignet.

Schlafen im Zelt in Spanien ist kein Problem, aber tägliches Duschen und Waschen bei Zeltübernachtungen ist kaum möglich.

 

14. Übernachten in Hotels ist besser als in einer Herberge.

Bei der Übernachtung im Hotel verliert man den sozialen Kontakt mit anderen Pilgern und außerdem ist in fast allen Hotels das Wäsche waschen und trocknen ausdrücklich untersagt.

 

15. Kriminalität ist ein Problem auf dem Jakobsweg.

In der Pilgerumgebung und in Herbergen gibt es kaum Kriminalität. In Großstädten und touristischen Zentren schaut es anders aus.

 

16. Die hygienischen Bedingungen sind sehr schlecht auf dem Jakobsweg.

Die meisten Herbergen in Spanien erfüllen den europäischen Standard. Neue und private Herbergen bieten sogar sehr hohen, überdurchschnittlichen Standard.

 

17. Gehen mit zwei Stöcken ist auch bei flachen Etappen immer hilfreich.

Wanderstöcke sind bei bergigen Etappen sinnvoll, besonders bergab.

Bei flachen und längeren Etappen sind Stöcke eher ein Hindernis. Faltbare Stöcke sind oft eine gute Lösung.

 

18. In Spanien ist es immer heiß.

Im Winter und Frühling kann es in Nordspanien sehr kühl und regnerisch sein. Nachts und bei der Sonnenaufgang fallen die Temperaturen auch im Sommer oft auf 5 Grad.

 

19. In Spanien kann man sich mit Englisch oder Deutsch überall gut verständigen.

Außerhalb vom touristischen Süden, sprechen viele Spanier (auch Akademiker, z.B. Ärzte) nur spanisch.

 

20. Der Jakobsweg ist gleich wie jede andere Wanderung.

 

Die Unterschiede:

  • eine sportlich-körperliche Herausforderung durch natürliche Dauerbelastung (mehrere Wochen),

  • durchgehend perfekte für Wanderer Infrastruktur und Weg Kennzeichnung. Herbergen alle 20-25 km,
  • inspirierende Begegnungen mit interessanten, freundlichen Menschen verschiedener Kulturen und Nationalitäten,

  • eine spirituelle Erfahrung ganz individueller Art,

  • ein mentaler Reset, durch den mit der Wanderung verbundenen Perspektivwechsel,

  • eine Prüfung der eigenen körperlichen und mentalen Grenzen.

  • die Erkenntnis, wie wenig materielle Dinge man braucht, um wirklich glücklich zu sein. Es reicht vollkommen der Inhalt von einem Rucksack.

  • man gewinnt mehr Respekt für die Natur.

  • man sieht die Probleme der Welt und die Realität aus einer anderen, weiteren Perspektive.

  • klare Unterscheidung was wichtig und was unwichtig ist.

  • der Jakobsweg verändert irgendwie jeden.

  • Seit 30 Jahren eine kontinuierlich steigende Pilgerzahl, Entwicklung von weniger als 1000 auf über 300 000 pro Jahr.